Sonntag, 26. August 2012

Glas bleibt Glas & Witz bleibt Witz ...




Es regnet schon wieder, und es ist okay so, weil es in meinem Innern ebenfalls regnet. Es ist kein starker Regen, nur ein leichtes beständiges Nieseln. Manchmal kommen Donner und Blitze hinzu, manchmal ist es nur ein Nieseln, aber es ist immer Regen.
‚Ich vermisse dich.‘ habe ich dir geschrieben. Ich vermisse dich wirklich und ständig und andauernd. Ich denke viel an dich, oft viel zu viel. Eigentlich tue ich das den ganzen Tag.
‚Ich dich auch.‘ hast du geantwortet. Das hast du noch nie gesagt. Vielleicht meinst du es ja wirklich so, wie die Wörter es meinen. Ich wünsche es mir. Ich habe nicht nachgefragt, wie du es meinst. Das hätte den Moment kaputt gemacht. Das hätte es, und das wollte ich nicht. Stattdessen habe ich einen anderen fatalen Fehler begangen und an der falschen Stelle mal wieder meinen Mund nicht halten können. Und dann habe ich noch diesen dämlichen Smiley dahinter gesetzt. Ich hätte die Nachricht nicht abschicken dürfen. Ich hätte dir irgendwie anders sagen müssen, was ich denke. Ich hätte diese Nachricht auch nicht bekommen wollen, von niemandem. Nicht einmal von dir.
Du hast nicht zurückgeschrieben. Natürlich nicht. Über sowas redet man persönlich, von Angesicht zu Angesicht. Aber das können wir nicht. Zumindest ich kann es nicht. Und schon wieder habe ich alles kaputt gemacht. Sowas kann ich ja besonders gut. Ich bin zu sentimental für solche Sachen. Das bin ich ja immer. Vielleicht ist mein einziger Trost ja, dass dieses andere Mädchen, mit dem du den Abend verbracht hast, einen Freund hat. Zumindest hast du mir das erzählt und es steht im Internet. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass es stimmen muss.
Du hast auch gesagt, du würdest nicht einfach verschwinden. Das, woraus meine größte Angst bestand, hast du immer wieder verneint. Du hast immer wieder gesagt, du hättest weder das Bedürfnis noch die Möglichkeit zu gehen. Ich wäre dir viel zu wichtig, als dass du zulassen würdest, dass wir uns voneinander entfernen. Ja, das hast du gesagt, ich habe es schwarz auf weiß, und ich habe es sogar geglaubt, für eine Zeit lang. Nur irgendwann verschwindet der Glaube. Dann, wenn man keine Bestätigung mehr für die Worte bekommt.
‚Ich vermisse dich.‘ habe ich dir geschrieben und du hast geantwortet, du würdest mich auch vermissen. Vielleicht hast du es auch nur gesagt, weil du es sagen musstest. Weil uns jede andere Antwort in diesem Moment falsch vorgekommen wäre. Ich kann es mir zwar nicht vorstellen, ich kann es mir nicht vorstellen, weil ich zu große Angst vor der Realität habe. Ich würde mich sogar von dir belügen lassen, anstatt ohne dich zu leben. Aber wer sagt denn, dass du mich belügst? Immerhin war ich doch gerade erst bei dir, ganz spontan.
Wenn ich bei dir bin, dann hört es fast auf zu regnen. Dann gibt es in meiner Welt sogar einen Regenbogen. In meiner Welt…
Du kennst mich besser als jeder andere. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, du kennst mich besser als ich mich selbst. ‚Du verstellst dich nicht. Du redest zwar viel über Masken und unterdrückte Gefühle, aber du selbst hast keine. Weil dir keine Maske passt. Du lebst nicht in unserer Welt, sondern in deiner eigenen. Die Wände sind aus Glas, wir können zwar hineinsehen, aber Glas bleibt Glas. Und ich schätze, dass niemand von uns jemals komplett in diene Welt sehen kann. Das geht nicht.‘ hast du zu mir gesagt. Ich habe geweint, weil du es so genau auf den Punkt gebracht hast. Irgendwo in mir drin habe ich das alles gewusst, aber dennoch hätte ich es niemals aussprechen können.
Vieles sagen wir nur aus der Situation heraus, einiges weil es lustig ist, anderes, weil es auszusprechen unmöglich aber totschweigen unangebracht wäre. Aber Witzeleien bleiben Witzeleien, oder nicht? Manchmal wünsche ich mir, dass du erkennst, dass ich diese Witze, die Witze die eigentlich gar keine sind, ernst meine. Zu oft denke ich, dass du es genauso gut weißt wie ich. Aber wir können es nicht aussprechen, zu groß ist die Angst vor dem, was passieren könnte, was kommen würde. Zu groß die Angst vor der Veränderung und dem was folgt.
Du sagst mir vieles. Das ist gut so, sonst würde ich mir einigem wohl nie ganz bewusst werden. Aber zustimmen ist einfacher, als etwas ganz von selbst zu sagen. Es ist schwer seine eigene Meinung zu haben, wenn man sein Leben komplett nach dem eines anderen, so sehr geliebten Menschen ordnet. Das ist schwierig, und ich bin zu schwach dafür. Ich füge mich einfach dem, was meiner Psyche am leichtesten erscheint. Das ist zwar ganz bestimmt nicht, dass ich so viel Zeit mit dem an dich Denken verbringe, aber für einen Moment ist es gut, ist es vollkommen in Ordnung, denn für diesen Moment erscheint in meiner grauen, verregneten Welt ein leuchtender Regenbogen und irgendwo scheint dann auch die Sonne. Und auch wenn es nur für den Moment ist, ist es ein erster Schritt für eine lange Zeit.

1 Kommentar:

  1. "Es ist schwer seine eigene Meinung zu haben, wenn man sein Leben komplett nach dem eines anderen, so sehr geliebten Menschen ordnet. Das ist schwierig, und ich bin zu schwach dafür."
    - Du sprichst mir aus der Seele. Du schreibst unfassbar gut & ich mag deinen Blog!
    Jungs sind scheiße, simple. Aber trotzdem können wir nicht ohne diesen einen, dummen Typen.
    Halte durch ! ♥

    AntwortenLöschen