Freitag, 8. Februar 2013

Kurz vergessen machen


Für dich, weil niemand sonst es mehr verdient hätte. 

Mondschein fällt durch das angeklappte Fenster und kalte Luft füllt den Raum. Du liegst neben mir in dem schmalen Bett, dein warmer Atem schlägt gegen meine Stirn und du fährst mit deinen Fingern durch meine Haare. Vorsichtig streichst du eine Strähne aus meinem Gesicht und zeichnest unsichtbare Linien auf meine Haut. Dann lässt du deine Hand sinken und drückst meinen Kopf gegen deine Brust. Ich höre dich leise seufzen und spüre dein Herz unendlich oft pochen und warte darauf, dass es meines kontrolliert.
Das schwache Licht zeichnet all unsere Konturen so scharf nach, dass es beinah unwirklich scheint. Ich fahre mit meinen Augen über deinen Körper und mich erfüllt eine wohlige Liebe. Im dumpfen Schein wirkst du so unglaublich blass und verletzlich. Und doch so wunderschön.
Du nimmst mein Gesicht in deine warmen Hände und küsst mich. Nur leicht, sanft und doch ganz bestimmend. Langsam richtest du dich auf und legst die Decke über mich, bis zu meinen Schultern. Dann küsst du mich erneut und tastest dich langsam durch den mondscheinerfüllten Raum zu dem klobigen Tisch in der Mitte unseres kleinen Universums. Du nimmst eine alte Platte von einem der Stapel und legst sie auf den Spieler. Vorsichtig setzt du die Nadel auf und zwischen Knistern und Rauschen ertönen leise wunderschöne Melodien und warme Worte. Sie erfüllen uns und machen diesen leeren Raum zu etwas ganz Besonderem. Etwas, was nur wir verstehen.
Du füllst Rotwein in ein großes bauchiges Glas und stellst die Flasche auf den Tisch. Und dann stehst du einfach ganz reglos da, inmitten unseres kleinen Universums. Und du bist so wunderschön. Ich kann es gar nicht erklären. Es ist ein Gefühl von tiefster Zufriedenheit, dass man alles richtig gemacht hat. Das pure Empfinden von Vollkommenheit und dem sehnlichen Wunsch, dass all dies noch länger andauert. Ewig.
Du drehst dich langsam um und ich drücke mich mit den Armen hoch. Ich lehne mich gegen die kalte, nackte Wand, du reichst mir das Glas und setzt dich neben mich. Deine wohlige Wärme nimmt mich ein und nach einer Weile hebe ich das Glas an und benetze meine Lippen mit der schweren Flüssigkeit. Ich lasse sie wieder sinken und halte den Wein fest umklammert auf meinem Schoß. Ein kalter Hauch umweht uns und ich schaudere für einen kurzen Moment.
Du streichst mit deinen Fingern über meinen Handrücken, ich löse meinen Griff und du nimmst mir das Glas. Du stellst es auf den Boden und ich senke meinen Kopf auf deine Schulter. Du nimmst meine Hand in deine und ich lächle. Lächle in die Mondscheindunkelheit und das angenehme Schweigen hinein. Für einen Moment einfach alles vergessen. Und nur atmen und leben, in dieser vollkommenen Zufriedenheit.

3 Kommentare:

  1. Zauberhaft geschrieben und mich kurz sprachlos gemacht! Danke!

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  2. Wunderschön mein Herzchen. Ich kann dir nicht oft genug sagen, wie sehr mich deine Worte berühren und was für eine Welt du jedes Mal wieder aufs Neue schaffst. Es ist eine, die mich mitreißt und versinken lässt, für kurze Zeit ganz weit fort bringt.
    Ich liebe dich. <3

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